Selbsthilfegruppe für cleane Drogenabhängige

Drogensucht

Drogenabhängigkeit und Sucht

Ehemals Drogenabhängige

Da es verschiedene Definitionen von Sucht und Abhängigkeit gibt, soll für Euer weiteres Verständnis folgender Zusammenhang als Grundlage dienen: Ein Mensch, der von einem Stoff oder einem Verhalten abhängig geworden ist, hat eine Sucht mit entsprechender Suchtstruktur entwickelt. Nach Überwindung der akuten Abhängigkeit bleibt diese Sucht latent erhalten und stellt sich bei erneutem Konsum meistens schnell wieder ein.

Somit erweist sich der Begriff „ehemals abhängig“ gegenüber der Bezeichnung „ehemals süchtig“ als sinnvoller.

Dieser Sachverhalt lässt sich anschaulich am Beispiel eines Alkoholikers erläutern:

Nach Überwindung seiner Abhängigkeit, d.h. wenn er keinen Alkohol mehr konsumiert, wird er als so genannter „trockener Alkoholiker“ bezeichnet – er bleibt also Alkoholiker, sprich seine Sucht ist weiterhin existent, nur wechselt er vom aktiven in den passiven Zustand, da er keinen Alkohol mehr konsumiert. Sollte sich dies wieder ändern, verselbständigt sich seine Sucht erneut, die Suchtstruktur wird reaktiviert, und er verfällt in alte abhängige Verhaltensmuster. Der trockene wird wieder zum „nassen“ Alkoholiker.

Die meisten Drogenabhängigen sind heute „polytoxikoman“ abhängig, d.h. mehrfachabhängig und nehmen somit verschiedene Stoffe zu sich. Wichtig zu wissen ist,dass ein ehemals Drogenabhängiger, der von anderen Drogen als Alkohol abhängig war, in der Regel auch Alkohol nicht kontrolliert konsumieren kann. Jeglicher Konsum bewusstseinsverändernder Stoffe führt in den meisten Fällen dazu, dass die Suchtstruktur aktiviert wird und der Betroffene langsam oder schnell wieder die Kontrolle über sein Konsumverhalten verliert. So kann es sein, dass er nach dem Konsum von Alkohol entweder seine Sucht auf diese Droge verlagert und dem Alkohol verfällt oder aber seine Hemmschwelle dadurch so weit herunter gesetzt wird, dass er über den Alkohol wieder zu seiner/n Ursprungsdroge/n zurückfindet. Erfahrungsgemäß ist ein ehemals Drogenabhängiger in den wenigsten Fällen in der Lage, kontrolliert bewusstseinsverändernde Stoffe zu konsumieren. Das mag bei manchen vielleicht über eine gewisse Zeit hinweg funktionieren, doch sobald eine schwierige Lebenssituation eintritt, ist die Gefahr sehr groß, dass sie die Kontrolle verlieren und wieder in die Abhängigkeit zurückfallen.

Es gibt sicherlich nicht den exemplarischen Typ des „ehemals Drogenabhängigen“, doch Beobachtungen und die praktischen Erfahrungen mit dieser Zielgruppe bestätigen, dass ehemals drogenabhängige Menschen oft sehr sensible, emotionale und kreative Menschen sind. Es ist unsere auf grenzenlosen Konsum und dürftige Beziehungen getrimmte Lebensweise, welche zunehmend mehr von Natur aus offene, begabte, kreative und glücksfähige Menschen zum Rückzug in die Welt der Drogen und Süchte zwingt.

(Kuntz 2005, 27)

Somit sind ehemals Drogenabhängige in der Regel Menschen, die bereit sind neue Wege zu gehen, ihr drogenfreies Leben mit Inhalten zu füllen und es zu gestalten.

 

Rückfallprophylaxe

Aus der Sicht eines Großteils aller Drogenabhängigen ist ein drogenfreies Leben undenkbar, da sie es aus den verschiedensten Gründen nicht schaffen, ihre alten Verhaltensmuster aufzubrechen und sich der intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst zu stellen. Aber es gibt auch diejenigen, die diese harte Arbeit auf sich nehmen und gestärkt aus einer abgeschlossenen Entwöhnungstherapie heraus gehen. Sie sind motiviert, ein neues Leben zu beginnen – ein Leben ohne Drogen.

Damit dies möglich wird, müssen zu der inneren Bereitschaft, der therapeutischen Aufarbeitung der eigenen Suchtgeschichte und den gelernten Verhaltensänderungen auch sinnvolle Lebensinhalte hinzukommen, die ein Leben ohne Drogen für den Einzelnen überhaupt erstrebenswert machen.

 

Ein abstinentes Leben heißt immer anders leben als zuvor.

Sobald die Drogen als Hauptbeschäftigung wegfallen, bedarf es anderer Inhalte und neuer Perspektiven. Daher ist es auch sinnvoll, wenn ehemals Drogenabhängige nach Abschluss der Therapie nicht wieder in ihr altes Umfeld zurückkehren, sondern sich an einem anderen Ort ein neues Leben aufbauen.

Trotz erfolgreich abgeschlossener Entwöhnungstherapie sowie der Möglichkeit, weiterhin professionelle Unterstützung und Selbsthilfegruppen in Anspruch zu nehmen, ist jeder ehemals Drogenabhängige mehr oder weniger stark der Gefahr eines erneuten Abgleitens in die Sucht ausgesetzt und muss sich stets wieder aufs Neue positionieren. Dies erfordert sowohl einen bewussten und ehrlichen Umgang mit sich selbst, als auch ein hohes Maß an Selbstreflexion. Zu verstehen und zu akzeptieren, dass es im Leben auch Zeiten gibt, die nicht so rosig sind, und die man trotzdem aushalten und überleben kann, gehört genauso zur Rückfallprophylaxe wie z.B. eine sinnvolle Beschäftigung, authentische soziale Kontakte, Hobbys, wirkliche Ansprechpartner (z.B. Selbsthilfegruppen) und Selbstvertrauen.

Die Liste stabilisierender Faktoren ist lang, aber es ist sehr schwierig, allgemein gültige vorbeugende Maßnahmen gegen den Rückfall zu formulieren, denn es gibt so viele verschiedene Gründe für den Rückfall, wie es suchtkranke Menschen gibt. Den Rückfall gibt es nicht, jeder ist individuell.

Daraus wird deutlich, dass es auch die Rückfallprophylaxe nicht geben kann.

Wichtig ist, dass der Betroffene für sich selbst erkennt, wie er sich vor einem Rückfall schützen und am besten mit möglichen Risiken umgehen kann. Je stärker er in seinem neuen Leben verankert ist, und je wohler und zufriedener er sich darin fühlt, desto besser wird es ihm gelingen, clean zu bleiben und der Verlockung zu widerstehen. Es gibt viele verschiedene Wege und Möglichkeiten, diesen Zustand der inneren Zufriedenheit zu erreichen.

Ehemals drogenabhängige Menschen verfügen über ein hohes kreatives Potenzial, sonst hätten sie nicht so viele Jahre auf der Drogenszene überlebt. Sie mussten stets neue Wege finden, um sich den nächsten Stoff bzw. das Geld für die nächste Dosis zu beschaffen.Und auch das wurde nicht  durch Bewertung blockiert, denn ein Abhängiger überschreitet moralische und gesetzliche Grenzen und bestiehlt seine engsten Freunde und Verwandten.

Deshalb:

Nutzt die Chance, die eigene Kreativität in einem anderen, lebensbejahenden Kontext wieder zu entdecken, begleitet von dem beruhigenden Gefühl, nichts Negatives oder Verbotenes zu tun, sondern so sein zu dürfen, wie man ist.

„Sagt ja zu euch selbst und zu eurer Phantasie, so wie sie ist

(M. Andersen 1996, 37).

 

Was ist Sucht 

Sucht bzw. Suchtkrankheit bezeichnet einen krankhaften Endzustand der Abhängigkeit von einer Droge, einem Genussmittel oder einer Verhaltensweise. Der süchtige Mensch leider unter dem Zwang, sich das Suchtmittel / das süchtige Verhalten in steigender Dosis zuführen zu müssen. Durch noch so großen Willensaufwand ist er nicht in der Lage, sich direkt von der Sucht zu befreien. (Gross 2003, 31).

Gross beschreibt sehr gut den Kern der Sucht, nämlich dass sie nichts Rationales und somit über die Vernunft auch nicht steuerbar ist. Sie unterliegt eigenen Gesetzmäßigkeiten und einem gewissen Automatismus, der – einmal eingeleitet – wie von selbst abläuft. Und zwar unabhängig davon, um welches Suchmittel es sich handelt.  

 
 
„Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand.
Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet.
Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Individuums“

(DHS – Broschüre, 1992).

 

Als Drogenabhängigkeit wird die Abhängigkeit von legalen und illegalen Drogen bezeichnet

Die Drogensucht ist eine psychische oder körperliche Abhängigkeit von Drogen. Bekannte Drogen sind Alkohol und Tabak. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl anderer Substanzen die getrunken, gegessen, inhaliert, geschnupft oder auch gespritzt werden.

Eine Drogensucht beschreibt eine seelische und körperliche Abhängigkeit von Rauschmitteln. Eine Droge wird konsumiert, um einen Rauschzustand zu erleben. In diesem Zustand werden im Gehirn Botenstoffe ausgeschüttet, die dem Konsumenten ein positives Erlebnis bereiten.

Lässt die Konzentration des Rauschmittels im Blut und Gehirn nach, lässt auch das positive Erlebnis nach, bis das Rauschmittel wieder konsumiert wird. Wird die Droge nicht mehr konsumiert, entstehen Entzugserscheinungen.

Sind diese Entzugserscheinungen seelischer Natur, ist man der Meinung, dass man ohne diesen Wirkstoff nicht mehr auskommt und seinen Tagesablauf nicht mehr geregelt bekommt. Sind sie körperlicher Natur, verlangt der Körper nach dem Wirkstoff und es können körperliche Entzugssymptome wie Schwindel, Nervosität, Kopfschmerzen, Zittern oder Übelkeit entstehen.

Zu den am meisten mißbrauchten Drogen gehören Alkohol, Nikotin, Heroin, Kokain, Cannabis und Amphetamine. Allerdings können auch noch viele andere Stoffe eine Sucht auslösen. Dazu gehören zum Beispiel Kaffee, Schokolade, Zucker, Hustensaft oder auch Nasenspray. Diese werden allerdings nicht als Drogen, sondern als Suchtmittel eingestuft. Eine Abgrenzung ist oft nicht möglich.

Drogensucht bringt viele Probleme mit sich. Neben einer Schädigung der Gesundheit werden vor allem die sozialen Kontakte geschädigt, da andere Menschen oft nicht mit Drogensüchtigen umgehen können oder wollen. Auch ist ein Abrutschen in die Beschaffungskriminalität möglich. Das ganze Leben des Drogenabhängigen dreht sich nur noch um Beschaffung und Konsum der Droge. Für einen Ausstieg muss vor allem der Wille des Betroffenen vorliegen und eine Entzugstherapie gemacht werden, besonders wenn eine körperliche Abhängigkeit vorliegt. Drogensucht ist eine ernstzunehmende Krankheit, die behandelt werden muss.

 

Rückfall und Rückfallprophylaxe:

Was ist ein Rückfall und wie kommt es dazu?
Wie kann ich einem Rückfall vorbeugen?

Rückfälle stellen nach einer Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung eher die Regel als die Ausnahme dar.
Im ersten halben Jahr nach einer Behandlung ereignen sich die meisten Rückfälle.
Nach einer Entgiftung werden mehr Personen rückfällig als im gleichen Zeitraum nach einer Therapie.

Ein Rückfall muss keine Katastrophe sein, wenn man folgendes bedenkt:
Rückfälle sind Bestandteil aller Veränderungen und keine Besonderheit bei Alkoholabhängigkeit/ Drogenabhängigkeit.
Bei anderen Suchterkrankungen (Nikotin, Drogen, usw.) ist die Rückfallquote mindestens genau so hoch, wie bei Alkoholabhängigkeit.


Der Weg aus der Sucht braucht Zeit - wie alle Veränderungen im Leben.

 

Bei allen stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen wird im Gehirn des Betroffenen bei erneuter Zufuhr der Droge das so genannte Suchtgedächtnis sofort aktiviert. Es funktioniert wie ein Computerchip, auf dem das einmal erlernte Suchtverhalten dauerhaft abgespeichert ist. Der Betroffene fängt praktisch sofort wieder da an, wo er zuletzt aufgehört hat und die Abhängigkeit ist im vollem Ausmaß wieder vorhanden.
Unter einem Rückfall versteht man also das Wiederaufnehmen des alten Konsumverhaltens.

Es gibt verschiedene Arten des Rückfalls, die wir einmal näher betrachten wollen.

1. Den sofortigen Rückfall:
Nach einer Zeit der Abstinenz erliegt der Erkrankte dem immer öfter und stärker auftretenden Suchtdruck. Das Verlangen nach Entspannung und Erleichterung wird immer stärker und der Betroffene spielt mit dem Gedanken zu konsumieren oder nicht, so lange, bis er dem Gedanken schließlich nachgibt und wieder damit anfängt.

 

2. Den Stufenweisen Rückfall:
Hier schafft es der Rückfällige nach einmaligem Konsum schnell wieder von der Droge abzulassen, um dann nach einer gewissen Zeit erneut zuzugreifen. Es können mehrere Wochen dazwischen liegen. Mit der Zeit werden die Abstände zwischen den einzelnen Rückfällen allerdings immer kürzer, bis schließlich jeder Widerstand aufgegeben wird und der Betroffene sein altes Konsummuster wieder aufnimmt.

 

3. Den schleichenden Rückfall:
Meist passiert es, dass der Betroffene nach einer gewissen Zeit der Abstinenz zu der Überzeugung gelangt, wieder kontrolliert konsumieren zu können.

 

Wie kommt es zu Rückfällen?
Eine gezielte Rückfallvorbeugung setzt die genaue Kenntnis der persönlichen und allgemeinen Rückfallrisiken voraus.
Dazu ist es hilfreich, die Hauptrückfallauslöser zu kennen um rechtzeitig gewarnt zu sein und gegensteuernde Maßnahmen anzuwenden. Besonders hilfreich ist dabei der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe, wo der Betroffene über sich und seine augenblickliche Lebenssituation durch das Feedback der Gruppe reflektiert wird und so eine Art von Frühwarnsystem für sich aufbauen kann..
Dies nennt man Bewältigungsstrategien oder auch "Coping-skills".